Es fällt mir nicht leicht, etwas literarisch Bedeutsames oder gar Unterhaltsames zu schreiben, daher einfach eine wilde Sammlung die mir in den Kopf gekommen ist.
Ein paar Episoden aus meinem Leben mit Tim:
Brillen machen nicht Sehender: Es fing alles in der Schule an, als Dein Nachbar wunderte ich mich schon ab und an, immer wenn es etwas an der Tafel zu lesen gab, runzelte sich Deine Stirn und die Augen wurden angestrengt, als ob es ein großes Problem zu lösen gab. Ganz im Gegensatz zu den Zeichnungen, die Du angefertigt hast. Teilweise hast Du Dir einen Spaß daraus gemacht, möglichst viele Details in nur einem Rechenkästchen unterzubringen. Wann immer es ein Bild zu erstellen galt, das Format war zu klein. Trotzdem hast Du es fertig gebracht mit diesen Miniaturen ordentlich abzuräumen. Für das Problem mit dem Lesen der Tafelinformation war wohl Deine Sehschwäche verantwortlich. Das man diese mit einer Brille überlistet, wäre jedoch nicht Dein Weg gewesen. Mit dem Wissen, dass der Einsatz einer Brille die natürlichen Heilungskräfte der Augen alles andere als unterstützt, hast Du Dich dagegen entschieden. Fortab gab es also einen Umweg, über meine Hefte, bzw. habe ich es direkt leise vorgelesen. Das hat uns die ein oder andere Ermahnung eingebracht.
Abenteuer im Wald: Wenn ich an Dein Heim auf dem Berg denke, fällt dies immer zusammen mit Ivo und dem Wald. Ich weiß nicht, wie viele Stunden wir zwischen Bäumen, Laub, Wasser, Himmel und Erde verbracht haben, aber es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Flugversuche beim Drachenfliegen, Dammbau (inklusive Schwimmen), oder die Müllsammelaktion samt der künstlerischen Darstellung des gesammelten Schrotts, um den Besuchern zu zeigen, wie viel sie „verlieren“ wenn sie durch den Wald gehen. Unser Tun hatte natürlich nicht immer einen weltverbesserischen Grund, ganz im Gegenteil im Großen und Ganzen genossen wir die von uns gefühlte Freiheit, wenn man dann abends seinen Kopf auf den Begleiter mit den langen zotteligen Haaren ablegen konnte, der mich immer an Fuchur aus der unendlichen Geschichte erinnerte war der Tag für mich fast perfekt.
Der Knotenkasten: Es war mal wieder Projektwoche in der Schule endlich mal wieder was Anständiges; Lernen mit Hand und Verstand, das versprach doch wieder Freude in dem von uns beiden nicht wirklich geliebten Schulalltag. Holzspielzeuge und Objekte aus Holz, war unsere Wahl und selbst der doch strenge Lehrer ließ uns von dieser Wahl nicht abkommen. Ich baute ein Carom Brett. Nach einigem hin und her entschiedest Du Dich für ein Knotenbrett. Der Wunsch auf der Wiege allen Lebens zu segeln beschäftigte Dich schon in der gesamten Schulzeit. Zahllose Schiffsbilder durfte ich in Deinen Heften ansehen, Segelnamen und Schiffsgattungen, Navigation mit den Sternen, das war Deins. Respektvoll habe ich immer versucht einen Teil zu verstehen, auch wenn ich meist eher mit der Aktivität als solches zu tun haben wollte. Trotzdem machte es immer wieder Freude Pläne zu schmieden, um diese anschließend wieder zu verwerfen, zu optimieren und anschließend doch wieder einen neuen Plan zu erstellen.
Die Frage nach dem Sinn: Die Frage nach dem Warum, beschäftigte Dich schon lange. Wenn jemand von uns beiden etwas hinterfragt hat, dann warst Du es. In diesem Fall hattest Du mir deutlich etwas voraus. Als Du einen Tag nicht zur Schule gekommen bist, um mir zu sagen, dass Du in den Ruhrwiesen den Tag verbracht hast, gab es Bewunderung für diese Entscheidung aus meinen Augen. Wenn Dir etwas nicht sinnvoll erschien, hast Du es einfach gelassen ungeachtet von gesellschaftlichen Zwängen und dem Diktat der Umgebung. Menschen waren Dir nicht immer willkommen, als Individuum hast Du sie aber geachtet, so sie Dich auch ernst genommen haben und als Freund möchte ich sagen, dass ich bei niemandem das Gefühl hatte so offene Antworten zu bekommen wie bei Dir. Kritik kam immer mit dem nötigen Respekt, so dass ich stets das Gefühl hatte einen gleich berechtigen Kameraden an meiner Seite zu haben. In den letzten Jahren sahen wir uns weniger, und es gab Abschnitte wo wir uns fast ein Jahr lang nicht mehr physisch begegnet sind. Dennoch hatte ich das Gefühl, bei unserenspäter selten gewordenen Begegnungen, direkt auf dem gleichen Verständnis und Vertrautheitslevel zu sein, wie Monate zuvor. Dafür möchte ich Dir Danke sagen.
Mut und Konsequenz: Dein letzter Schritt war wohl der Aufbruch mit Deinem Kanu über den Atlantik. Wenn ich die letzte Reise einsortieren soll, muss ich daran denken, wie unerschrocken und forciert Du aufgebrochen bist. Nahezu fanatisch hast Du Dich vorbereitet, wie ein Getriebener hast Du bis in die Nacht Vorbereitungen erledigt, alles mit dem Ziel alleine zu sein, mit dem Meer, den Wellen und dem Himmel. „Wenn man eine Nussschale oder Flasche auf den Kanaren in den Strom wirft, kommt er irgendwann in der Karibik an“ hast Du uns wissend gemacht. Wer jetzt den Glauben hegt, dass Du nicht geplant hattest zurück zu kommen, den würde ich enttäuschen. Das Risiko wissend, und vielleicht auch berechnend hast Du Dich Deinem Traum gestellt und die Konsequenz des totalen Scheiterns in Kauf genommen. An Mut das eigene Leben einzusetzen hat es Dir jedenfalls nicht gefehlt. Als Du aufgebrochen bist, warst Du frohen Mutes und ich hätte mir keinen mutigeren Menschen vorstellen können. Entschlossen den Kampf mit dem Meer aufzunehmen, oder soll ich sagen, das Schicksal zu befragen? Dein Plan war es zurückzukommen, ohne große Presse oder Bilder, es sollte eine Fahrt werden für Dich. Wenn ich in den vielen Jahren mit Dir etwas gelernt habe, dann ist dies vor allem Mut und Konsequenz. Mut die eigenen Träume nicht zu verdrängen, für Werte und Überzeugungen ein zu stehen, bedingungslos auch wenn man die unangenehmen Folgen zu tragen hat. Dies habe ich von Dir gelernt und den Menschen die Dich nicht kannten möchte ich nur sagen, dass ich stolz bin, einen Teil des Weges mit Dir zusammen gegangen zu sein. Ich bin traurig weil das Leben uns nicht mehr gemeinsame Zeit geben wollte, doch ertappe ich mich beim Traurigsein daran zu denken, das Trauer auch etwas Egoistisches ist. Dir kann sie nicht mehr helfen und ich denke es wäre nicht in Deinem Sinne wenn diese Traurigkeit die Welt schlechter macht, anstatt besser, daher lebe ich weiter. Jeden Tag neu, intensiv, nachdenkend, genießend, für mich selbst aber auch für Andere und in den scheinbar gefahrvollen, unbekannten oder hoffnungslosen Situationen sehr oft mit einem Gedanken an Dich.
hi sascha not sure if you have seen the video we took on our trip across but I copied the part where we met tim and sent it to his mother via anna todd at island rentals antigua. we left las palmas on the 30th of october 2003 and we saw him on the 31st of october at around 1430 position N26degs 16' W17degs 18'. the weather was fine with calm seas and little wind. after spotting him through our binoculars we motored over and along side him and asked where he was coming from and going to. he explained gran canaria to antigua! we were a little surprised in such a small vessel, this is quite early in the season to cross the atlantic. we offered him food and drink, any assistance at all and even a lift to the carib but he said he was fine. he seemed comfortable and in good spirits and was enjoying his voyage. once we had confirmed he did not want any assistance or provisions we bid him farewell and a safe journey. we are all saddened that apart from a call to his mother on the 4th of november four days later, he has not been seen since. we were on a catarmaran with another couple who run the boat and were on passage from las palmas to the british virgin islands. we personally only have the video footage we sent on. a photo was taken by the captain but it was not digital and so no copies were made. if we can help in any other way or you require any other info please contact us. regards chris
Email von Chris Plowman an Sascha Tegtmeier, den Autoren des Artikels der TAZ: "Der junge Mann und das Meer" Mai 2004
Nochmals Arne aus einer email vom Mai 2004:
Liebe Christa!
Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast mit mir zu sprechen. Es hat mir geholfen die Situation so hin zu nehmen, wie sie ist.
Auch wenn ich den letzten Funken Hoffnung wohl nie begraben werde, bin ich nun besser in der Lage mich mit Tims wahrscheinlichem Tod abzufinden.
Ich verspüre Trauer, Schmerz, aber auch Stolz und ein Wohlbefinden, dass ich ein Teil in Tims Leben eingenommen habe und ihn zum Freund habe.
Tim ist ein besonderer Mensch, dies verdankt er nicht zuletzt auch seiner Familie, ich weiß wie sehr er es genoss geliebt und unterstützt zu werden. Bei Euch durfte Tim, Tim sein. Dafür möchte ich Euch, besonders Dir, Danke sagen.
Ich denke es ist wohl in seinem Sinne, wenn wir unser Leben weiterleben und mehr als bisher für unsere Träume und Ziele eintreten. Ich werde es versuchen - mit Tim in meinem Herzen.
Was die Sachen angeht, die er zurückgelassen hat, so werde ich sie gerne annehmen und versuchen sie in seinem Sinne weiter zu benutzen, so Ihr oder Shirin sie nicht gebrauchen könnt.
Viele Erinnerungen kommen mir auch jetzt erst wieder zurück. Zum Beispiel, wie oft wir versucht haben um Mitternacht (da dort weniger Störquellen zu erwarten waren), uns mit unseren Funkgeräten von Bergerhausen nach Kupferdreh zu unterhalten. Leider gab es immer nur ein Rauschen zu hören, und am nächsten Tag in der Schule haben wir dann versucht das ein oder andere Knacken zu analysieren. Die Versuche die Ruhr mit allem möglichen herunter zu paddeln. Unsere Teamworkfähigkeiten in der Schule. (Ich: lesen - von der weit entfernten Tafel, Tim rechnen und vor allem zeichnen) Aufräum Aktionen im Wald, Klettern, Schlittenfahren, Eislaufen....
Eine Sache ist mir klar geworden. Wenn Tim gestorben ist, dann ist er nicht umsonst gestorben. Er ist für uns da. Ich glaube wir sehen ihn, wenn es soweit ist, wieder.
liebe Grüße: Arne
Eintrag ins Gästebuch anläßlich der Ausstellung "Gedankenreise".
Weiter aus dem Gästebuch vom 26. Oktober 2004:
Zu Ehren von Tim Weltermann,
"Der, den die Götter lieben, holen sie zu sich in den Himmel, wenn sein Leben am schönsten ist" sagten die alten Griechen vor 2500 Jahren.
Tim verehrte zum Beispiel Diogenes den griechischen Philosophen + Naturforscher, der aus Weisheit und Bescheidenheit in einer Tonne lebte. So ähnlich ist Tim auch durchs Leben gezogen.
Er hat viel in seinem kurzen Leben erfahren, er war stets neugierig und abenteuerlustig. Das wird er im Reich der Götter so weitermachen. Tim, seh´n wir uns nochmal? Bis dann alles Gute wünscht
Erhard Becker
In Erinnerung an einen guten Freund
Lieber Tim! Wenn ich heute zu Dir schreibe, dann weiß ich nicht wohin. Du bist ein Reisender, irgendwo in nirgendwo.
Du bist aufgebrochen mit einem Ziel, einem Willen, einem Traum. Als Du die Segel gehisst hast, hast Du Mut bewiesen, Angst und Zweifel zu überwinden, ihnen entgegen zu treten.
Du hast gekämpt für Ideale und Prinzipien, Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Diesen Kampf hast Du nicht verloren. Dafür beneide ich Dich und bin stolz darauf, mit Dir einen Teil meines Lebens geteilt zu haben.
Wir sehen uns Arne
Solange ich mich an unsere Gespräche, Diskussionen, Treffen oder nur liebevolle Umarmungen erinnere, solange bist Du mitten unter uns. Du hast ein Stück unseres Lebens mitgestaltet, und Du hast Spuren hinterlassen. Wir werden Dich nie vergessen!
Eva und Leonie
Die Welt braucht mehr Menschen wie Tim.
Ich werde ihn immer in Erinnerung behalten, als Freund und vor allem als ein Vorbild. Er hat mir für meine künstlerische Laufbahn Mut gemacht und das wird mich ein Leben lang begleiten.
Ich wünsche allen, die ihn vermissen, die Kraft zu hoffen und trotz allem glücklich zu sein.
Annette B.
An Tim Denn letztlich leben wir alle für das Grenzenlose.... 26.10.2004
Dietlind
Wenn wir uns wieder begegnen, wirst Du mir Dinge über das Meer erzählen können, die ich nicht weiß und die anders nie zu erfahren sind, es sei denn, man macht sich selbst auf. Und auch dann wird alles anders.
Grete
Ojo de Garza, Gran Canaria, von hier brach Tim am 26.10.03 auf.
"Und ist der Tod ein Sensemann oder eine - Frau?"
Lieber Tim, ich denke heute Abend viel an Dich - und an Texte von Herrmann van Veen, für den es inzwischen "dazugehört", sich von Freunden zu verabschieden. Für mich gehört es eigentlich noch nicht "dazu". Ein Gedicht fiel mir ein ".....hinter meinen Augen", was ich sowieso sehr gern mag und das manche bestimmt so fühlen.
Das erstmal als Abschied
Dein Deti
"Ich möchte da weitermachen, wo wir aufgehört haben. Hinter Deinen Augen und vor Deinem Mund"
Tim hatte mir in den 90iger Jahren in einem Brief folgendes geschrieben.....
"Ich mag Deine Gedanken, die Wege, die Deine Gedanken gehen und wenn ich manchmal so nachdenke, denke ich, dass meine Gedanken Deine sind....."
"Gedankenreise" - Reise der Gedanken - Danke.
In Liebe
Christina
Wir glaubten, Tim zu kennen. Wir ahnten aber, dass er anders war. Wir haben ihn villeicht auch falsch eingeschätzt. Seine Bilder zeigen uns, dass er etwas besonderes war, ein Künstler, ein Mensch, der seine Gefühle in Bildern ausdrückte. Schade, dass wir ihn nicht intensiver kennenlernen können. Durch deine Bilder lebst Du weiter in uns.
Marita und Gerd
Wenn ich an Tim denke, sehe ich ihn meistens als den kleinen niedlichen Cousin. Später haben wir uns leider nur noch selten gesehen. Ich hörte immer mal wieder Spannendes, Ungewöhnliches über ihn - wie er lebt, was er macht. Heute habe ich mit seinen Bildern, mit seiner Kunst eine Tiefe mit vielen Facetten und Dimensionen entdeckt. Ein empfindsamer, begabter und kritischer Geist ist auf eine große Reise gegangen. Danke an Christa + Klaus für die schöne Ausstellung!
Annette
Ich habe Tim nur kurz gekannt, aber seine strahlenden Augen werde ich nie vergessen! Euch alles Liebe und viel Kraft!
Anke
Meine letzte Erinnerung an Tim´s Zeit in der "Alten Schule": ein Wasserkocher (zum Nudeln kochen) und ein 2 Personen Raclett-Grill für alles andere.